Micro-Fulfillment – komplexe Logistik auf kleinstem Raum
In einem Fulfillment läuft eine ganze Reihe logistischer Aufgaben ab, die sich zum Beispiel mit dem Kauf eines Artikels in einem Online-Shop ergeben. Die Bestellung der Ware muss registriert werden. Darauf folgen die Kommissionierung und Artikelstammdatenpflege, um die richtigen Artikel in der passenden Menge zusammenzustellen. Schließlich wird die Bestellung verpackt, frankiert und an den Kunden versendet. Zudem bieten die meisten Online-Händler ihren Kunden einfache Retouren-Services an, sodass diese Waren bei Nichtgefallen wieder zurücksenden können. Dafür muss ein optimales Retourenmanagement etabliert werden.
Damit dieser komplexe Prozess vereinfacht wird und übersichtlich bleibt, setzen Online-Händler auf Fulfillment-Center. In diesen können die diversen Prozesse gebündelt ausgeführt werden. Für das Betreiben eines Fulfillment-Centers werden auch externe Logistikdienstleister beauftragt. Der Vorteil für Shop-Betreiber besteht darin, dass sie auf die Expertise eines Anbieters setzen können und sich auf die eigenen Stärken fokussieren.
Letzte Meile fördert Trend zum „Micro-Fulfillment“
Doch was bedeutet dann „Micro-Fulfillment“ in diesem Kontext? In diesem Fall sind Fulfillment-Lager gemeint, in denen die Aufgaben auf kleinstem Raum komprimiert ausgeführt werden. Diese Zentren stehen meistens in Stadtnähe, um die sogenannte letzte Meile effizient zu überwinden. Mit dem Begriff der „letzten Meile“ ist der finale Teil des Transportwegs zur Haustür des Kunden gemeint. Mittels Micro-Fulfillment-Lager, auch Micro-Hubs genannt, lassen sich Lieferungen innerhalb von Städten effizienter gestalten, da hierbei Kundennähe besteht.
Wodurch zeichnen sich Micro-Fulfillment-Lager aus?
Die Hauptmerkmale von Micro-Fulfillment-Lagern sind ihr Standort und ihr Grad an Automatisierung. Ein Standort innerhalb einer Metropole ist oftmals nicht leicht zu finden oder aber sehr teuer, daher sind solche Micro-Hubs auch in den Randlagen zu finden, sollten aber nicht zu weit weg liegen. Da diese Mikro-Lager höchste Effizienz auf kleinstem Raum bringen sollen, sind sie zumeist voll automatisiert. Moderne Technologien erlauben den Betrieb der Lager möglichst dynamisch auszurichten und gleichzeitig die Bestandsverwaltung, Fehlervermeidung und den logistischen Aufwand zu optimieren.
Vorteile des Micro-Fulfillments:
- Schnelle Lieferung der Bestellungen, da die Entfernung zwischen Lager und Kunde verkürzt wird.
- Omnichannel-Bestellungen, bei denen ein Produkt über verschiedene Kanäle geliefert oder zurückgeschickt werden kann, werden durch ein dezentrales Netz an Logistik-Zentren optimiert.
- Kosteneinsparungen, da vorhandener Raum bestens ausgenutzt wird und kürzere Lieferstrecken bestehen.
- Städte werden entlastet, da mittels Micro-Hubs die Nutzung großer Lastwagen in Innenstädten reduziert wird. Waren können stattdessen mittels kleinerer Transporter oder auch mit Lastenfahrrädern und Elektromobilen geliefert werden.
Nachteile des Micro-Fulfillments:
- Begrenzte Lagerkapazität aufgrund geringer Größe
- Um ein große Produktvielfalt zu garantieren, können E-Commerce-Händler, die auf Micro-Fulfillment setzen, meist nur eine begrenzte Stückzahl pro Artikel lagern.
- Der hohe Automatisierungsgrad von Micro-Hubs erfordert die Nutzung modernster Technik, was hohe Anschaffungskosten zufolge haben kann.
Micro-Fulfillment-Lager sind ein Resultat des Zeitgeists, dass man im Internet gehandelte Waren schnell an den Kunden liefern will. Die Nutzung einer einzelnen großen Logistikzentrale würde in diesem Fall nur eine geringe Flexibilität zulassen und lange Lieferstrecken zu bestimmten Kunden zufolge haben. Mit einem dezentralen Netz an kleineren Logistiklagern in Stadtnähe lässt sich die Bearbeitung vieler komplexer Aufträge ermöglichen. Die Hauptaufgabe von Micro-Fulfillment-Lagern besteht also in der Verringerung der Entfernung zum Kunden, der Erhöhung der Liefergeschwindigkeit und in der allgemeinen Senkung der Logistikkosten.