Die Coronakrise hat verdeutlicht, welche Schlüsselfunktion die Logistikbranche in Deutschland hat.
Nach der Automobilindustrie und dem Einzelhandel ist der Logistiksektor mit branchenübergreifend rund 70.000 Unternehmen der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland mit einem nationalen Gesamtumsatz von rund 272 Milliarden Euro im Jahr 2020, was allerdings fünf Prozent weniger sind als 2019. Den Rückgang begründet die Bundesvereinigung Logistik (BLV) mit der Coronakrise.
Doch diese Krise hat in einem Logistikbereich das Wachstum getrieben, und das ist dem Onlinehandel geschuldet: 2020 nahm das Volumen der Paketsendungen um 400 Millionen auf 4,5 Milliarden Sendungen zu, das ist im Vergleich zu 2019 ein Plus von elf Prozent, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) ermittelt hat. Pro Tag wurden demnach 13 Millionen Pakete an mehr als acht Millionen Empfänger verschickt. Und das Wachstum wird nicht abebben. Im Jahr 2025 erwartet der BIEK etwa 5,7 Milliarden Pakete. Von dieser Nachfrage profitieren nahezu sämtliche Logistikdienstleister in Deutschland.
Wer in der vergangenen Weihnachtszeit versucht hatte, einem Familienmitglied oder einem Freund mit einem neuen Fahrrad eine Freude zu bereiten, musste bei der Geschenkesuche höchstwahrscheinlich umdisponieren. Die angegebenen Lieferzeiten fielen oftmals ins erste Quartal – 2023, nicht 2022.
Nach wie vor sind die weltweiten Supply Chains durch Corona stark eingeschränkt, vor allem durch die Schließungen verschiedener asiatischer Häfen, aber auch Fabriken. Auch professionelle Einkäufer, die ihre Ware vor Monaten bestellt haben, warten vielerorts noch auf ihre Lieferung, die eigentlich längst im Hamburger Hafen hätte eintreffen müssen. Tatsächlich jedoch stauen sich die Container und Containerschiffe an den Heimathäfen, weil nicht aufgeladen werden kann.
Für die Lagerlogistik im Hinterland ergeben sich dadurch gleich mehrere Probleme. Entweder die Ware trifft überhaupt nicht ein, sodass Produktionsabläufe stillstehen oder Ladenregale leer bleiben – oder aber die Ware wird plötzlich und unvorbereitet geliefert. Gerade in Branchen wie der Textilindustrie sind die bestehenden Lagerflächen noch mit älterer Saisonware gefüllt, die aufgrund der Corona-Beschränkungen im stationären Einzelhandel nicht wie geplant abverkauft werden konnte. Tatsächlich gibt es bereits Beispiele, in denen das ältere Lagergut vernichtet wurde, um Platz für neue Waren zu schaffen.