Lagerhaltung – Kernelement der Logistik
Was bedeutet Lagerhaltung?
Die Lagerhaltung ist eines der Kernelemente des gesamten logistischen Prozesses. Allgemein geht es um das Verwahren von Gütern jeglicher Art in den unterschiedlichen Phasen einer Produktionskette. So kann sich die Lagerhaltung auf die Bereitstellung von Rohstoffen am Anfang einer Produktion beziehen, aber auch auf die Aufbewahrung der zum Verkauf bereiten Produkten. Die Lagerhaltung ist ein weit umfassendes Gebiet. Sie kann hinsichtlich Strategie, Struktur, Größenordnung und Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens unterschiedlich gestaltet werden.
Strategien der Lagerhaltung
Jede Form der Lagerhaltung ist darauf ausgelegt, möglichst effizient und passend zum Unternehmen zu funktionieren. Welche Form dabei die richtige ist, hängt von der Funktion der Lagerung, der Art des Unternehmens und den eingelagerten Gütern ab.
- FIFO: First In, First Out
Die Waren, welche zuerst eingelagert wurden, werden auch als erste wieder entnommen. Diese Strategie ist eine der meist angewandten Lagerstrategien, da so eine gleichmäßige Lagerungszeit für alle Güter besteht.
- LIFO: Last In, First Out
Die Waren, welche zuletzt in das Lager gekommen sind, werden als erste entnommen. Diese Strategie kann angewandt werden, falls das Lager größenbedingt keine andere Art und Weise zulässt und die Waren nicht verderblich sind.
- FEFO: First Expired, First Out
Die Reihenfolge der Warenentnahme aus dem Lager wird von der Mindesthaltbarkeit der Waren bestimmt. Diese Strategie wird oftmals in der Lebensmittel-, beziehungsweise Pharmabranche angewandt, in denen verderbliche Produkte gelagert werden.
- HIFO / LOFO: Highest In - First Out / Lowest in – First Out
Die Reihenfolge der Warenentnahme ist abhängig vom Wert der Waren. Es werden erst die teuersten Güter (HIFO) oder zuerst die günstigsten Güter (LOFO) entnommen. Diese beiden Strategien werden in der Praxis nur selten angewandt.
Was ist die Aufgabe der Lagerhaltung? Welche Funktionen hat die Lagerhaltung?
Eine Produktionskette kann nicht ohne Lagerhaltung funktionieren. Denn dabei geht es um weitaus mehr, als die einfache Aufbewahrung von Rohstoffen und Güter. Die Lagerhaltung erfüllt eine ganze Reihe wichtiger Aufgaben und Funktionen für ein Unternehmen.
- Sicherungsfunktion
Ausreichende Versorgung der verschiedenen Produktionsschritte mit den nötigen Materialien.
- Veredelungsfunktion
Aufbewahrung von Gütern, welche durch den Lagerungsprozess an Qualität dazugewinnen. Beispiele hierfür sind Lebensmittel wie Wein oder Käse.
- Spekulationsfunktion
Aufbewahrung von Gütern in der Hoffnung auf eine Wertsteigerung ohne aktives Management während des Lagerungsprozesses. Oftmals geht es hier um wertvolle Rohstoffe, wie etwa Gold.
- Ausgleichsfunktion (Pufferfunktion)
Ein produzierendes Unternehmen muss immer von möglichen Schwankungen oder Ausfällen in den Bereichen Einkauf oder Verkauf rechnen. So kann ein Lieferant möglicherweise nicht die Lieferung von benötigten Rohstoffen erfüllen oder eine Reihe von Waren bleibt unverkauft. In beiden Fällen sollte ein Lager einen Ausgleich schaffen können, also beispielsweise ein Puffervorrat an Rohstoffen vorrätig haben oder auch genügend Platz bieten, um unverkaufte Waren auch weiterhin einzulagern.
- Sortierungsfunktion
Die Einlagerung der Güter ist nach den unternehmerischen Bedürfnissen geordnet. So muss auf manche Rohstoffe häufig und schnell zugegriffen werden können, während andere Vorräte weniger Aufstockungs- und Entnahmevorgängen unterliegen.
- Darbietungsfunktion
In manchen Unternehmen dient ein Lager gleichzeitig als Verkaufsraum. Somit erfüllt die Aufbewahrung der Produkte gleichzeitig auch die Darbietungsfunktion an potenzielle Käufer.
- Umformungsfunktion
Ein Lager, welches Güter aufbewahrt, die nach einem bestimmten Zeitraum weiterverarbeitet beziehungsweise umgestaltet werden, erfüllen eine Umformungsfunktion.
Welche Arten der Lagerhaltung gibt es?
Wie ein Lager gestaltet ist, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Der Aufbau sollte auf die unternehmerischen Prozesse abgestimmt sein, um eine effiziente Produktion zu gewährleisten.
- Lagerung nach der Art der Güter
Gleichartige Güter innerhalb eines Lagers zusammenzufassen, ist eine naheliegende Strategie und wird auch häufig verwendet. Auf diese Art und Weise ist ein schnell ersichtliches Ordnungssystem gegeben, in dem sich einfach zurechtgefunden werden kann.
- Lagerung nach Betriebsart des Unternehmens
Der betriebliche Ablauf ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Es gibt unterschiedliche Prozessabläufe bei Lieferanten oder Kunden. So kann auch Lagerhaltung auf den jeweiligen unternehmerischen Ablauf angepasst werden.
- Lagerung basierend auf Lagerstandort und Lagerbauweise
In manchen Fällen bestimmt auch die Bauweise eines Lagers die Art der Lagerung, da beispielsweise eine begrenzte Flächen- oder Hallengröße manche Lagerungsmethoden gar nicht zulässt. Auch der Standort der Lagerhalle ist hierbei ein beeinflussender Faktor (vor allem bei Gefahrgütern, wie etwa Batterien).
- Einteilung basierend Lagerungsstrategie
Ein Unternehmen kann verschiedene Lagerhallen betreiben, in denen verschiedene Strategien passend zu den jeweils eingelagerten Gütern angewandt werden. So wird die eine Lagerhalle mit verderblichen Waren mittels FEFO-Verfahren betrieben, während ein anderer Standort mit dem klassischen FIFO-Verfahren operiert.
- Einteilung basierend auf Lagertransportmittel
Vor- und nach dem Lagerungsprozess erfolgt meistens auch ein Transport der Waren. Auch während der Lagerung kommt es zu intralogistischen Vorgängen und Transporten innerhalb einer Halle. Ein Lager lässt sich dementsprechend gliedern, welche Transportmethoden benutzt werden, also beispielsweise eine große Lagerhalle welches Lkw-Andockstationen bietet und eine andere Halle in denen nur kleinere Gabelstapler operieren.
- Zentrale und dezentrale Lagerung / Eigentümer und Auslagerung
Der Betrieb der Lagerhaltung kann auf verschiedene Weisen funktionieren. Man kann zum einen ein zentrales Hauptlager am Unternehmensstandort haben, welches alle Produktionsstätten versorgt, oder man betreibt diverse dezentrale Lagerhallen, um sich an die möglichen regionalen Unterschiede anzupassen, oder auch um eine bessere Kundennähe zu gewährleisten. Zudem können diese Lagerhallen in eigener Hand liegen, oder der Lagerungsprozess ist an einen Anbieter mit Expertise in diesem Bereich outgesourct, und man beschränkt sich auf andere Schwerpunkte im unternehmerischen Prozess.
Wie hoch sind die Kosten in der Lagerhaltung?
Die Lagerhaltung kann eines der teuersten Aspekte des gesamten Unternehmensprozesses werden. Ob die Kosten für eine Lagerhaltung aber wirklich hoch oder niedrig sind, ist relativ und hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. So betreiben manche Firmen vollautomatisierte Lagerhallen mit komplexer Technik. Andere benötigen nur einen leeren Raum. So sind auch die Kosten des Betriebs abhängig davon, wie viel Strom benötigt wird oder wie viel Personal in der Lagerhalle arbeitet. Das Unternehmen sollte natürlich überlegen, welche Art von Lager es benötigt und ob beispielsweise eine hohe Investition in eine moderne vollautomatisierte Lagerhalle sich rechnet.
Im Folgenden sind einige der wichtigsten Punkte für die Kostenrechnung der Lagerhaltung aufgelistet:
- Gebäudekosten
- Betriebs- und Wartungskosten
- Personalkosten
- Strom, Heizung, Wasser
- Sicherheitskosten
- Reinigungskosten
- Gerätekosten wie Gabelstapler
- Kosten für spezielle Lagerhaltungs-Software
- Vorangehende Kosten für die Planung eines Lagers
- Kosten für die Optimierung und das Management eines Lagers
- Mögliche Zinskosten bei Kreditaufnahme für ein Lager
Fazit
Die Lagerhaltung ist in der Logistik und der gesamten Wirtschaft ein allgegenwärtiger Bestandteil. Damit ist dieses Feld sehr weitläufig und bietet noch weitaus mehr Inhalt als die hier zusammengetragenen Informationen. In weiteren Beiträgen haben wir uns auch mit anderen Aspekten der Lagerhaltung befasst. Was sich beispielsweise hinter der chaotischen Lagerhaltung oder der Blocklagerung verbirgt, lesen Sie im Logivisor-Blog.