Internationale Lieferketten unter Druck – Trends und Herausforderungen
80 Prozent des Welthandels beruhen auf globalen Wertschöpfungsketten, so das Bundesamt für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Doch Handelskonflikte, Corona-Pandemie und geopolitische Spannung zeigen, wie zerbrechlich das internationale Lieferkettennetz sein kann – dabei sind Widerstandsfähigkeit und Effizienz bei der globalen Warenversorgung die beiden bestimmenden Faktoren.
Coronabedingte Schließungen von Produktionsstandorten waren in den letzten Jahren keine Seltenheit. So kam es zu Abfertigungsverzögerungen und der internationale Handelsverkehr staute sich vor den großen Seehäfen. Die Folge: Auch in Deutschland standen Unternehmen still, Kunden mussten mit langen Wartezeiten rechnen. Um die Resilienz der internationalen Lieferkette wiederherzustellen, setzen Unternehmen auf verschiedene Trends: Digital, intelligent und nachhaltig soll die internationale Lieferkette sein.
Der Weg zu einer resilienteren Lieferkette
- Eine Diversifizierung der internationalen Lieferkette sieht vor, dass die Produktion dezentral abläuft: Statt einem Standort verteilt sich die Produktion auf mehrere kleine Standorte, sodass auch die Lagerbestände intelligent aufgeteilt werden können. Das minimiert das Risiko für einen Kollaps der Lieferkette.
- Innerhalb der globalen Warenversorgung können digitalisierte Prozesse mehr Transparenz schaffen. Ein intelligentes Monitoring der Waren legt kurzfristige Kapazitäten frei und sorgt für mehr Sicherheit über die gesamte Lieferkette hinweg.
- Viele Unternehmen wollen eine Kreislaufwirtschaft etablieren und streben Klimaneutralität an. Das Ziel, nachhaltige internationale Lieferketten aufzubauen, steht fest – nun geht es in die Umsetzungsphase. Es gibt den Vorschlag, bestimmte Warengruppen zu begünstigen: So könnten beispielsweise Windräder oder ressourceneffiziente Produkte von Zöllen befreit werden.
Eine neue gesetzliche Regelung
Führende Industrienationen sind durch internationale Lieferketten eng mit Entwicklungs- und Schwellenländern verbunden. Laut BMZ sind in der globalen Wertschöpfungskette über 450 Millionen Menschen beschäftigt. Um diese Menschen rund um den Globus stärker vor Ausbeutung zu schützen, trat am 01. Januar 2023 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), auch schlicht Lieferkettengesetz genannt, in Kraft. Das Gesetz zielt darauf ab, dass international agierende Unternehmen ihre Verantwortung in Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten wahrnehmen. Mit dem neuen Lieferkettengesetz geht diese Verantwortung nämlich über den eigenen Geschäftsbereich hinaus: Auch Abläufe bei Zulieferern und weiteren Vertragspartnern deckt das Gesetzt ab. Die Risiken für Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit oder die Missachtung von Gesundheits- und Arbeitsschutz und für Umweltschäden sollen so verringert werden.