Automobilindustrie im Umbruch – vom Verbrenner zum Elektroauto
Was versteht man unter Automobilindustrie?
Die Automobilindustrie besteht nicht nur aus der Fertigung von Personen- und Lastkraftwagen, sondern auch aus einem sogenannten sekundären Markt. Dieser steht für Zulieferbetriebe (etwa für Schrauben und Türen) sowie für die Produktion von Ersatzteilen. Die Wertschöpfungskette in dieser Branche ist so komplex wie in keiner zweiten. Der Zukauf von Rohstoffen, Teilen und Komponenten zählt ebenso dazu wie die Lieferungen von Materialien und Produktionsbestandteilen aus den Industriebereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Textil, Chemie sowie aus der Aluminium- und Stahlindustrie. Zur Wertschöpfungskette gehören außerdem der Autohandel, die Werkstätten, Tankstellen und Ingenieurbüros. Große Zulieferbetriebe sind Bosch Automotive und Continental. Siebzig Prozent der Wertschöpfung in der Automobilindustrie am Standort Deutschland werden allerdings von mittelständischen Zulieferbetrieben erwirtschaftet. Die deutsche Automobilindustrie ist stark exportorientiert – etwa zwei Drittel der hierzulande hergestellten Pkw werden ins Ausland gebracht.
Wer zählt zur deutschen Automobilindustrie?
Die deutsche Automobilindustrie besteht aus Kraftfahrzeugherstellern, Zulieferern von entsprechenden Teilen und Zubehör sowie Produzenten von Anhängern und Aufbauten. Nutzfahrzeuge gehören ebenfalls zur Automobilindustrie. Hierzu zählen leichte Transporter –sogenannte Sprinter –, Verteil Fahrzeuge für die City-Logistik sowie schwere Lastwagen für den Fernverkehr und Busse für Reisen und den ÖPNV. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 3.314.842 Kraftfahrzeuge neu zugelassen. Davon entfielen auf PKW 2.622.132 Stück und auf Nutzfahrzeuge 351.187 Stück.
Welche deutschen Automobilhersteller sind besonders wichtig?
Der mit Abstand größte deutsche Autohersteller ist derzeit die Volkswagen AG mit weltweit rund 8,9 Millionen verkauften Fahrzeugen im Jahr 2021. Damit ist der Konzern aus Wolfsburg auch die Nummer eins der Welt. Platz zwei in Deutschland geht an BMW mit 2,2 Millionen Fahrzeugen, gefolgt von Daimler mit 2,1 Millionen. Die Opel Automobile GmbH, die mittlerweile zum europäischen Stellantis-Konzern gehört, verkaufte 2020 gemeinsam mit der britischen Schwestermarke Vauxhall 632.687 Wagen.
Statistiken zur Entwicklung in der Automobilindustrie
Keine Branche aus dem verarbeitenden Gewerbe in Deutschland erreicht Umsatzzahlen wie die Automobilindustrie. Im Jahr 2021 betrug der Umsatz rund 411 Milliarden Euro. Die Branche beschäftigte 2021 rund 786.000 Menschen und die Pkw-Inlandsproduktion betrug 2021 3.096.165 Autos. In der Kategorie Nutzfahrzeuge bis 6 Tonnen wurden 2021 in Deutschland 11.646.223 Stück hergestellt.
Automobilindustrie im Strukturwandel
Die Automobilindustrie verändert sich nicht nur in Deutschland signifikant. Grund ist das nahe Ende des Verbrennungsmotors infolge der Bestrebungen, die CO₂-Emissionen drastisch zu reduzieren. Die EU-Kommission will, dass ab 2035 keine Diesel- und Benzinautos mehr neu zugelassen werden. Stattdessen sollen Antriebe elektrifiziert werden. E-Autos sind ein maßgeblicher Bestandteil der angestrebten Energiewende. Zudem sollen sie dank Digitalisierung und Vernetzung ein neues Mobilitätssystem schaffen. Weg von fossilen Brennstoffen hin zu regenerativen Energieträgern ist die Devise. Gemäß dem Willen der Bundesregierung soll die deutsche Automobilwirtschaft nicht nur bei der Elektromobilität, sondern auch beim vernetzten Fahren eine weltweit führende Rolle einnehmen. Der Wandel zu E-Autos wird nicht nur die Autokonzerne verändern. Es werden beispielsweise neue Fabriken für neue Fertigungstechniken gebraucht, auch die Zulieferbetriebe werden sich umstellen müssen. Zudem benötigt die Branche viele neuartige Lagerflächen für das Gefahrgut Batterie.
Die Automobilindustrie als Innovationstreiber
Viele Produkte in der weltweiten Automobilindustrie basieren auf Erfindungen deutscher Ingenieure: Navigationsgerät, Airbag oder Antiblockiersystem. Heute muss die Branche sich einem neuen Anspruch an Automobil und Fortbewegung stellen. Es geht um Elektromobilität, autonomes, vernetztes Fahren sowie Carsharing. Hierfür müssen die Autobauer und deren Zulieferer entsprechend neue Produkte entwickeln. In einer Branchenstudie der Unternehmensberatung EY heißt es: „Die Autoindustrie befindet sich in einem Transformationsprozess, der durch Technologie, verändertes Kundenverhalten und verschärfte Regulierung geprägt ist.“ Dafür wollen Zulieferer und Hersteller bis zum Jahr 2025 etwa 150 Milliarden Euro investieren. Neue Antriebs- und Sicherheitssystem sowie Umwelttechnologien stehen hier im Vordergrund.
Automobile werden immer mehr von Softwares gesteuert in einem neuartigen Mobilitäts-Ökosystem unterwegs sein. Hier wird es Synergien geben mit anderen Technologieunternehmen wie Sony, Foxconn oder Apple, die ihre eigenen Technologien auch in Mobilitätskonzepten verwenden können. Die traditionellen Autobauer wie BMW oder Volkswagen wiederum strukturieren sich um von klassischen Produktions- zu Mobilitätsbetrieben. Carsharing-Dienste wie WeShare (mit Autos von Volkswagen) oder SHARE Now (BMW, Mercedes) dürften weiter ausgebaut werden. In dem neuen Mobilitätssystem sind alle Prozesse, Produkte und Dienste enorm digitalisiert. Dazu gehören etwa der digitale Autoschlüssel am Mobiltelefon, Sicherheitssensoren, die den „Sekundenschlaf“ beim Fahren verhindern und ein System, das in Echtzeit den Strombedarf für ein E-Auto steuert und das Laden entsprechend steuert.